NAAM sind ja nun keine ganz Unbekannten mehr. »The Ballad of the Starchild« nennt sich ihre neue CD, die dann wohl doch nicht Paul Stanley von KISS gewidmet ist. Eine Mischung aus HAWKWIND, CAN und den STOOGES wollen hier einige Leute herausgehört haben. Schön formuliert aber leider an der klanglichen Realität doch ein ganzes Stück vorbei. Sehr ruhig kommt das Material daher, also sehr wohl psychedelisch, aber letztendlich fehlt der letzte Kick. Ist mehr Meditationsmusik als Rock. That's for sure!
Zusammenstellung: Matthias Mader
Hört sich Neo-Folk so an? Für mich sind ANCIENT VVISDOM nichts weiter als eine schnöde öde Rock-Schrammel-Truppe, die vom Härtegrad auf SIMON & GARFUNKEL-Niveau segeln. Und wenn dann Kuttenträger dahinterstehen, stellt sich mir schon die Frage, ob da vier Leuten irgendwann mit dem Kopf von der Bühne gefallen sind, oder eine Lichttraverse auf den Schädel bekommen haben. Noch merkwürdiger wird es, wenn behauptet wird, die Musik soll eine frische, lebensbejahende Einstellung transferieren. Nun, habe ich nichts dagegen. Doch bedeutet es für mich auch Spaß und den habe ich mit Irish Folk aber nicht mit der Einschlaftablette ANCIENT VVISDOM. So einfach ist es. »A godlike Inferno« verursacht eher Depressionen. Da höre ich mir doch lieber HEINO an ...
Dann schon lieber die kalifornischen Trocken-Rocker von THE FUCKING WRATH. Kutten und groovige Power straight in die Fresse. Das wirkt! Okay, »Valley of the serpent's Soul« hat auch so manchen Hänger. Da tendiert man das ein oder andere Mal zu sehr in staubige Wüstenrock-Gefilde. Solange man aber immer einen kleinen Schuß MOTÖRHEAD-Rock 'n' Roll und Metal im Blick hat, kommt die Mucke ordentlich. Aber verwechselt die Scheibe jetzt nicht mit Liebe.
70er Hardrock ist wieder angesagt und ein Schuß Psycho ist immer willkommen. HOWLIN RAIN starten auf »The russian Wilds« richtig kernig, doch driften sie schon im ersten Song wieder raus. Da frage ich mich, wie man so einen guten HR-Song einfach mit deplazierten Ausflügen in Laidback-Gefilde verhunzen kann. Sind's zu viel oder zu wenig Drogen? Oder nennt man das heutztage spacig? Ich höre jedenfalls eine Zusammenrottung von verschiedenen 70er-Sounds in nur einem Song, der diesen völlig ruiniert. Und das als Auftakt. Das sind gehypte Musiker? Die sollten vielleicht bei den Großen in die Lehre gehen, um überhaupt zu kapieren, wie man ein ordentliches Album mit Spannungsbogen stricken tut. Und so orientierungslos geht es weiter. Ich frage mich, warum man dafür drei Jahre gebraucht hat. Ich find's einfach ärgerlich, ein solches Durcheinander anzubieten. Aber egal, ich muß mir das ja nicht antun. Und wer drauf abfährt ... Ich lege dann doch lieber 70er Originale auf, denn die hatten einfach Ahnung!
Kommen wir nun jedoch zu einem kleinen Lichtblick: THE KORDZ aus dem Libanon. »Beauty & the East« ist weitestgehend Alternative Rock. Spielt mit Hardrock, orientalischen Einflüssen und dringt gut unter die Haut des Hörers, setzt sich in den Gehörgängen fest. Dabei schafft Sänger Moe das, was haufenweise Möchtegerns nicht schaffen: Er säuselt ohne schmierig-schmalzig zu wirken. Auch die Stimme bricht nicht irgendwann weg, wenn es süßlicher wird. Da mag man kaum glauben, daß die Musiker aus dem nicht gerade für Rock berühmten Libanon stammen. Den ein oder anderen vagen Einfluß kann man heraushören, die Eindringlichkeit, die so manche Melodien entwickeln sind jedoch schon beängstigend. THE KORDZ sind nicht nur auf der Höhe mit internationalen Formationen, sie stecken viele (auch angebliche Topbands) davon in die Tasche.
Post Hardcore? Für mich klingen LAFARO nach Alternative und Noise. Manchmal schaffen sie es auch ein wenig bluesig, kick ass'ig zu rocken. Doch unter dem Strich frag ich mich, was die ganzen Lobhudeleien sollen? Vor allem, wenn sich die härtere Presse anschließt. »Easy Meat« zeckt selten. Meistens schwurbelt es so lala vorbei. Da fegt z.B. ein geiles Riff zur Eröffnung von "Slide on" durch die Boxen, um wieder zu verschwinden und von Genöle abgelöst zu werden. Warten auf den Chorus, wo es wieder zeckt und dann wieder der Rückfall in Schrammel-Rock. Löst bei mir auch noch nach 20 Jahren Kopfschütteln aus. Nicht songdienlich, sondern songzerstörerisch. Typisch für Nullnummern. Aber von mir aus kann jeder Spaß mit dem haben mit dem er will. Mir macht es jedenfalls keinen Spaß.
Gesäusel, kein Geschrammel! Chad Ross von QUEST FOR FIRE hat mit NORDIC NOMADIC ein Soloprojekt inszeniert. Nun ja, so ganz grob könnte man vielleicht noch Soft Rock sagen. »Worldwide Skyline« ist eine schöne Scheibe, wenn man in den Schlaf gewiegt werden will. Ein Tröpfchen Sentimentalität, sanfte Ausdrucksformen der Stimme und der Instrumente sowie ein Schuß spaciger Intensität. Vielleicht ist letzteres der Psych-Anteil, den man aufruft. Für den normalen Alltag ist mir das Ding einfach zu zaghaft. Rock muß knallen und hier knallt definitiv nichts. Aber schön hört es sich an, wenn man einmal unvoreingenommen an die CD geht. Nichts Aufgesetztes, nichts Überkleistertes, es paßt einfach alles. Nur hat man Sandmann-Scheiben eben schon genug zu Hause zu stehen.
Die ELKS aus Brooklyn spielen dagegen fetten Garagen Rock. »Destined for the Sun« startet furios: fett, schrammlig, Wah Wah's und ein Tritt in den Allerwertesten. Weitestgehend bleiben sie auch fett. Nur wie für Garagen-Truppen üblich, ufert alles irgendwann aus und der rote Faden geht verloren. Und damit eben auch der Wumms. Es fängt an, sich wie Kaugummi zu ziehen. Das macht als Jam dem Musikus überaus Spaß, doch dem Zuhörer, der sich nicht mittels chemischer Substanzen weggebeamt hat, reicht es eben irgendwann. Und so bin ich letztlich doch etwas ratlos bei der Scheibe.
Zusammenstellung: Otger Jeske